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Interview zur Criminale-Absage und weitere Corona-Folgen

Der Journalist und Krimikollege Ansgar Fabri führte vor kurzem mit mir für die Rheinische Post ein Interview über die Folgen von Corona, vor allem die Absage der Criminale 2020 in Hannover, auf der der Glauser-Preis vergeben werden sollte, für den wir mit der "Cannabis-Connection" in der Kategorie "Bester Roman" nominiert sind. Ein Teil der Antworten ging dann in einen schönen Artikel ein, den Ihr DORT nachlesen könnt.
Und hier nun exklusiv (wow!!!) das komplette Interview: Warum ist es so traurig, dass die Criminale ausfällt, was tut man gegen die aufsteigende Enttäuschung und was sollte man als LeserIn gerade in diesen Corona-Zeiten unbedingt tun? Ein paar Antworten auf diese und weitere Fragen:

 

1) Wie hast du von der Absage der Criminale erfahren?
Das Syndikat hat für die Nominierten eine VIP-Beauftragte. Die hat uns netterweise per Mail informiert, bevor es über die offiziellen Kanäle ging.

2) Wie hast du dich gefühlt?
Na, wir waren natürlich sehr enttäuscht. Als Nominierter auf der Criminale zu sein, bringt dich mit vielen neuen KollegInnen, JournalistInnen usw. ins Gespräch. Und viele dir liebe und gut bekannte KollegInnen feiern mit dir -  und diese Feier geht nach der Preisverleihung weiter, selbst wenn du den Preis am Ende nicht bekommen solltest. Du weißt dann nach ein paar traurigen Minuten sofort wieder, dass es toll ist, es bei so vielen Romanen in die Runde der besten Fünf geschafft zu haben. Das ist vielleicht auch das Traurigste an der Absage:  dass du mit deiner Freude oder deiner kurzen Enttäuschung ohne das Syndikat zuhause sitzen musst. Also: nicht ganz alleine, denn das Syndikat gibt sich gerade eine Unmenge Mühe, um am 18. April eine würdige Verleihung in einer Online-Version durchzuführen. Aber die Live-Begegnung bleibt natürlich weiterhin unersetzbar.

3) Über was spricht man nach so einer Absage mit seinem Autorenkollegen?
Nachdem wir eine Weile herumgeflucht haben, haben wir das getan, was man als Autor am besten tut: Wir haben uns wieder an die Arbeit gemacht und über unser neues Romanprojekt gesprochen. In wenigen Tagen muss das Exposé nämlich an den Verlag gehen und dann wollen wir auch schnell mit dem Schreiben loslegen.

4) Es ist ja eben nicht nur die Verleihung des Glauser-Preises, sondern die ganze Criminale, die ausfällt. Was bedeutet das für dich? Wie viele Criminalen hast Du schon mitgemacht? In welcher Funktion?
Das ist ein herber Verlust. Letztlich platzen da eine aufregende Klassenfahrt mit viel persönlichem und beruflichem Austausch, eine sehr lehrreiche Fortbildungstagung, eine Reihe eigener und fremder Lesungen und nicht zuletzt drei Partyabende.
Hannover wäre meine elfte Criminale gewesen, eine davon - 2011 in Mönchengladbach und am Niederrhein -  habe ich als Kulturbüroleiter federführend mitorganisiert, bei dreien durfte ich einen Kurzkrimi zur jeweiligen Criminale-Anthologie beisteuern und in den letzten drei Jahren habe ich Nominiertenlesungen moderiert, was eine besondere Freude und Ehre war. In der Erschöpfung danach nehme ich mir eigentlich regelmäßig vor, im nächsten Jahr mal auszusetzen. Aber ein paar Wochen später sehne ich dann schon wieder die Anmeldephase herbei. Jetzt sorgt leider Corona für diese Pause.

5) Haben sich andere Syndikatsmitglieder deswegen bei dir gemeldet?
Eine ganze Reihe haben per Mail oder via Social Media gratuliert, als die Nominierung bekannt gegeben wurde. Und zur Absage gab es auch ein paar Telefonate. Aber letztlich sind wir natürlich alle gekniffen und bemitleiden uns auf Facebook gegenseitig, dass wir uns nicht zu diesem wunderbaren Ereignis treffen werden.

6) Wie ist deine / eure Corona-Autorenbilanz? Wie viele Lesungen wurden abgesagt?
Im Prinzip ist der zweite Teil unserer Winter/Frühjahrslesetour mit der „Cannabis-Connection“ geplatzt. Bis jetzt sind es sieben coronabedingte Absagen. Und von Ende April bis Juni wackelt auch noch einiges. Das ist natürlich ein ganz schöner Schlag ins Kontor, sowohl honorarmäßig als auch hinsichtlich der Werbung und Presse für unseren Thriller. Man kann nur hoffen, dass die Krise nicht zu lange dauert und vieles später nachgeholt wird. Es ist jetzt für alle FreiberuflerInnen eine heftige Zeit, aber auch für die Verlage und den Buchhandel.

7) Möchtest du noch etwas zufügen?
Der große Onlinehandel konzentriert sich gerade darauf Toilettenpapier zu verkaufen. Spätestens jetzt sollten Menschen, die Bücher und das Lesen lieben, wissen, dass man Bücher am besten bei den Buchhandlungen vor Ort bestellt. Viele liefern sogar mittlerweile kostenlos nach Hause. Zum Beispiel in meiner Heimatstadt Krefeld der wundervolle Andere Buchladen. Jetzt muss man die Geschäfte vor Ort erst recht unterstützen. Sonst soll sich hinterher bitte niemand beschweren, wenn die Innenstädte aussterben.